UNSER MANIFEST ZUR EUROPAWAHL 2024
Ein Manifest der Outdoor-Community für die Europawahl 2024. Wir rufen dazu auf, die Umwelt- und Klimakrise als Leitthema in der Agenda zu bewahren und sich mit maximalem Engagement dafür einzusetzen.
Die Outdoor-Community erlebt die Auswirkungen unserer sich rasch verändernden Umwelt täglich und unmittelbar. Schmelzende Gletscher, eine abnehmende Schneedecke, verstärkt auftretende Felsstürze sowie die zunehmenden Extremwetterereignisse überall verdeutlichen das Thema wie durch ein Brennglas. Der Schutz unserer Natur ist für den Outdoor-Sektor von entscheidender Bedeutung. Nicht nur, um die Arbeitsplätze und die lokale Wirtschaft zu erhalten, auf die wir angewiesen sind, sondern auch, um die Ökosysteme zu bewahren, die für Outdoor-Aktivitäten in der Zukunft unerlässlich sind.
Vier von fünf EuropäerInnen betreiben in ihrer Freizeit Outdoor-Aktivitäten. Als repräsentative Kraft in Europa sind wir das Rückgrat der 6,2 Milliarden Euro schweren Outdoor-Industrie. Trotz der Risiken für unseren Bereich ist uns aber sehr bewusst, dass die Veränderungen, die wir an den von uns geliebten Orten wahrnehmen, lediglich Vorzeichen für die Auswirkungen sind, die andere Gesellschaften in weniger begünstigten Regionen bereits massiv beeinträchtigen.
Die EU hat ihre Position als globaler Vorreiter in der Klimapolitik durch den EU Green Deal unter Beweis gestellt, insbesondere durch das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden. Wir fordern das nächste EU-Parlament dazu auf, sich seiner größten Aufgabe bisher zu stellen, an ambitionierten Maßnahmen festzuhalten und ihre Umsetzung nicht zu verzögern.
Wir haben vier Schwerpunkte herausgearbeitet, in denen die EU eine Vorreiterrolle bei einer gerechten Transformation zu einer nachhaltigeren Zukunft übernehmen kann und muss.
// Unterstützung bei der grünen Energiewende
Die Abschaffung der Subventionen für fossile Energieträger und die Schaffung von Anreizen für erneuerbare Energien. Um das Ziel der EU, bis 2050 klimaneutral zu werden, zu erreichen und die Energiesicherheit der europäischen BürgerInnen zu erhöhen, muss das neue Mandat die Energiewende vorantreiben und:
- Verabschiedung verbindlicher Ausstiegsdaten für alle fossilen Energieträger.
- Beendigung der Kohleverstromung in der EU bis 2030.
- Stopp der Investitionen in neue Projekte zur Versorgung mit fossilen Energieträgern, wie im Net Zero Fahrplan der IEA festgehalten.
- Vorantreiben des Mandats für einen Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Energieträger.
- Skalierung und Beschleunigung des Ausbaus von Wind- und Solarenergie sowie Unterstützung der Herstellung und den Bau erforderlicher Infrastruktur.
- Beendigung der Subventionen für fossile Energieträger auf sozial gerechte Weise.
- Erleichterung der gerechten und fairen Transformation durch finanzielle Unterstützung, Technologie- und Know-How-Transfer für einkommensschwache Volkswirtschaften.
// Verbesserung und Förderung kohlenstoffarmer Mobilität
Konzentration auf die Bahn als wichtigsten internationalen Verkehrsträger für die europäischen Bürger. Die EU muss kohlenstoffarme Optionen im Personenverkehr verbessern, fördern und zugänglicher machen, um sie für alle Bürger erschwinglich und attraktiv zu gestalten. Wir begrüßen zwar das von der Europäischen Kommission festgelegte Ziel, bis 2035 keine CO2-Emissionen durch Neuwagen mehr zu verursachen, fordern aber, dass im Rahmen des neuen Mandats Alternativen zum Individualverkehr durch die folgenden Maßnahmen Vorrang erhalten:
- Umsetzung des “Verursacher-zahlt-Prinzips“ und dessen Umsetzung in alle verkehrspolitischen Maßnahmen, um eine sozial gerechte Besteuerung umweltschädlicher Kraftstoffe zu gewährleisten.
- Steuern im Verkehrssektor ringförmig abschöpfen und die aus umweltschädlichen Kraftstoffen generierten Steuern in den Verkehrssektor lenken, um Bahn- und Busreisen wirtschaftlich attraktiv für alle zu machen.
- Mittel- und langfristige Richtlinien etablieren, welche für alle EU-Bürger der Bahn als wichtigstem Fernverkehrsmittel Vorrang vor dem Luftverkehr einräumen. Erreicht werden kann dies durch Investitionen in zuverlässige und wettbewerbsfähige Verbindungen. Innovative Lösungen wie die Senkung oder Abschaffung der Mehrwertsteuer bei internationalen Zugfahrten sollten geprüft werden.
- Entlastung der Schienennetze durch erhebliche Investitionen in die Beseitigung von Engpässen, mit denen ortsansässige, nationale und internationale Bahnreisende konfrontiert sind. Priorisierung auf die Verbesserung bestehender Strukturen und auf die Schaffung zusätzlicher internationaler Verkehrsverbindungen.
// Beschleunigung der Wiederherstellung von Biodiversität und des Schutzes von Wildnis
Erhöhung der Mittel für Maßnahmen der Restauration und Sicherstellung, dass Europa sein Ziel “30 bis 30” erreicht. Um die Ernährungssicherheit zu erhöhen, die Auswirkungen von Extremwetterereignissen zu reduzieren, Trinkwassersicherheit zu gewährleisten, die Belastung der öffentlichen Gesundheitssysteme zu verringern und die lokalen Wirtschaften in der gesamten EU zu unterstützen, muss ein Schwerpunkt auf der Eindämmung des Klimawandels liegen, die durch den Schutz und die Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme erfolgen kann. Um angemessen auf die Biodiversitätskrise zu reagieren, muss die EU:
- Die endgültige Annahme der Nature Restoration Law (NRL) vor den Wahlen zum Europäischen Parlament 2024 sicherstellen.
- Das Ziel, 30 % der Land- und Meeresflächen der EU zu schützen, wie in der Strategie zur biologischen Vielfalt 2030 gefordert, durch den gezielten Schutz von Schlüsselgebieten biologischer Vielfalt (KBAs) aufrechterhalten.
- Umfangreiche Finanzmittel für die groß angelegte Restauration von Natur bereitstellen, um die Widerstandsfähigkeit und Gesundheit natürlicher Kohlenstoffsenken in Europa zu erhöhen. Des Weiteren muss die biologische Vielfalt geschützt werden, die EU muss dazu beitragen, dass die Auswirkungen des Klimawandels gemildert werden und Klimaanpassungsmaßnahmen umgesetzt werden.
- Sicherstellen, dass die Entfernungen von Kohlenstoff aus diesen natürlichen Senken als Ergänzung zu den Bemühungen zur Emissionsreduzierung in anderen Bereichen gerechnet werden, und nicht als Ausgleich (Offsets) bilanziert werden können.
- Wissenschaftlich fundierte Ziele für die Wiederherstellung der Waldökosysteme in der EU umsetzen, die für alle Waldtypen gelten.
- Evidenzbasierte und rechtsverbindliche Ziele für die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt für lokale bis hin zu globale Szenarien setzen.
- Sicherstellen, dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen über freiwillige Maßnahmen hinausgeht. Große Unternehmen müssen das Mandat erhalten, ihre Risiken, Einflüsse und Abhängigkeiten auf die Natur und die Umwelt offenzulegen.
// Beendigung nicht nachhaltiger Geschäftsmodelle und übermäßigen Konsums
Bereitstellung von einer Klimagesetzgebung und Finanzierung, die den EU-Bürgern einen verantwortungsvollen Bezug von Produkten ermöglichen. Die von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Initiativen zur Verbesserung der Haltbarkeit, Reparierbarkeit und Nachhaltigkeit von Produkten bei gleichzeitiger Bekämpfung von Greenwashing sind ein willkommener Schritt hin zu verantwortungsvollen Produktions- und Konsummodellen. Produkte und Dienstleistungen, die in der Europäischen Union angeboten werden, sollten Nachhaltigkeit und Verantwortung verkörpern. Als Verbündete der Outdoor-Industrie fordern wir die neue Exekutive dringend auf:
- Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der vorgeschlagenen Green Claims-Richtlinie, die irreführende Behauptungen zur Umwelt thematisiert. Dazu muss die Bewertung des Produkt-Fußabdrucks nach dem Prinzip der Lebenszyklusanalyse (LCA) standardisiert werden, um freiwilligen Angaben Glaubwürdigkeit zu verleihen.
- Umsetzung von Maßnahmen, die einen ganzheitlichen Ansatz zur Kreislaufwirtschaft verkörpern und den Konsum einschränken, um es den VerbraucherInnen zu ermöglichen, ein verantwortungsbewusstes Konsumverhalten zu praktizieren.
- Förderung der Lieferketten außerhalb der EU, um die Dekarbonisierung der Lieferwege innerhalb der Textilindustrie gemäß dem Textilstrategie-Bericht zu erleichtern, während gleichzeitig Arbeitsrechte entlang unserer Lieferkette aufrechterhalten werden.
- Förderung zirkulärer Geschäftsmodelle durch die Umsetzung von Gesetzen zur Unterstützung von Second-Hand-Verkäufen, Reparaturen und Vermietungen, um ihre Rentabilität und Skalierbarkeit zu erhöhen.
Das nächste EU-Parlament muss Zeugenschaft für die Umsetzung des europäischen Green Deals übernehmen. Es geht um die Schaffung einer gerechten Transformation hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, einem kohlenstoffarmen Verkehrssystem und um einen Fokus auf der Wiederherstellung von Natur und dem Schutz der Wildnis.
Die drohende Umwelt- und Klimakatastrophe wird keine weiteren fünf Jahre auf konkrete Maßnahmen warten. Die Outdoor-Community fordert Europa auf, seinen Teil zur Sicherung eines lebenswerten Planeten für künftige Generationen beizutragen, und die Handlungen des nächsten EU-Parlaments sind dafür entscheidend.
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Referenzen
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