Mit dem Zug nach Norwegen – Ein Reisebericht

Mit dem Zug nach Norwegen hört sich nach einer langen Reise an. Und das ist es auch, aber es ist auch eine besonders Schöne. Die Lyngen Alps gehören inzwischen wohl zu den schönsten und beliebtesten Zielen für Ski- und Splitboard Tourengeher:innen: Endlose Weiten, Aussicht auf verschneite Fjorde und Abfahrten, die im Meer zu enden scheinen. Unser Mitglied Maxi hat sich letztes Jahr auch in den Bann der traumhaften Landschaft ziehen lassen und verbrachte 14 Tage mit Freunden in Nordnorwegen. Sein Ziel war dabei allerdings nicht nur die schönsten Skitouren zu gehen; Maxi wollte den Urlaub auch möglichst nachhaltig und umweltverträglich gestalten und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Lyngen gefahren.

Unter dem Motto HOW2POW haben wir verschiedene Möglichkeiten vorgestellt, wie jede:r den eigenen Outdoor- und Bergsport sanfter gestalten kann. Hierdurch hat sich auch Maxi inspirieren lassen und teilt seine Erfahrungen mit uns in einem Reisebericht.

Reise verantwortungsvoll

Die meisten Emissionen eines Urlaubes entfallen auf die An- und Abreise, weshalb Maxis Planung bereits hier losging.

Flugzeug, Auto oder Zug?

Maxi berichtet: Wie kommt man von München nach Lyngen? Zuerst habe ich überlegt, ob ich fliegen soll. Mit dem Flugzeug kann man die weite Distanz innerhalb von zweieinhalb Stunden überwinden. Option zwei war es, mir den Bus meines Bruders auszuleihen. Normalerweise bin ich ja schon etwas faul, werfe alle Skisachen gerne einfach ins Auto, fahre los und hol sie am Zielort wieder heraus. Aber alleine die ganze weite Strecke zu fahren – das hat mich nicht überzeugt.

Ich fragte mich, ob man nicht auch mit dem Zug nach Norwegen bzw. bis nach Lyngen fahren kann. Wie lange dauert das? Wie viel kostet das? Kann man die Ski überhaupt mitnehmen? Also habe ich mich hingesetzt und recherchiert und es hat geklappt.

Von München mit dem Zug nach Norwegen: Die Stationen

Ich starte in München-Trudering und fahre mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof. Als erste Etappe geht es von München nach Hamburg – mein erster Zwischenstopp. Dort habe ich die Elbphilharmonie besucht, Zeit mit meiner Cousine verbracht und zwei Nächte im Hostel übernachtet. Ein kurzer Urlaub, vor dem eigentlichen Urlaub.

Dann geht es weiter mit dem Nachtzug nach Stockholm. In Stockholm habe ich zirka acht Stunden Aufenthalt – Zwischenstopp Nummer zwei und der erste (vermeintliche) Stolperstein: Wohin mit der Boardbag? Ich möchte mir die Altstadt anschauen. Ich frage mich durch, und finde nach einiger Zeit Schließfächer, die groß genug sind für Skier. Am Ende war es nicht so schwer.

Am Abend geht der Nachtzug quer durch Schweden bis nach Narvik in Norwegen. Hier gibt es sogar extra Stellflächen für Skier im Zug. Nach über 18 Stunden Zugfahrt komme ich in Narvik an, die Reise ist aber noch nicht zu Ende.

Nun geht es weiter mit dem Bus. Aber wo ist die Bushaltestelle? Kurze Panik, dann frage ich ein paar Einheimische, die mir erklären, dass es hinter dem Shoppingcenter weitergeht. Der Bus fährt gleich, ich muss mich beeilen. Nochmal kurz Herzklopfen und ein Sprint mit Boardbag, Rucksack und Tasche. Geschafft: mit dem Bus fahre ich noch einmal ca. zwei Stunden bis nach Nordkjosbotn, wo mich ein Freund mit dem Auto abholt.

Bis zum Ferienhaus sind es nur kurze 15 Minuten mit dem Auto. Und ich kann es kaum glauben: Kaum sind wir da, fährt der Linienbus vorbei – anscheinend hätte ich direkt bis vor die Haustür mit dem Bus fahren können.

Unterwegs bin ich übrigens mit Freunden aus Finnland. Sie sind aus Helsinki mit dem Autozug angereist. In Lyngen selbst gehen wir jeden Tag auf Skitour. Manchmal fahren wir sogar mit einer Fähre, um die Startpunkte zu erreichen. Eine der Skitouren beginnt sogar direkt an unserem Haus. Es ist Winter in dieser arktischen Landschaft.

Lebe einfacher

Einfacher zu leben muss nicht zwangsläufig mit Verzicht einhergehen und diese Erfahrung hat auch Maxi während der Vorbereitungen auf den Urlaub gemacht. Statt alles neu zu kaufen, hat er sich Alternativen überlegt.

Das teilt Maxi mit uns: Einen Teil meiner Ausrüstung habe ich gebraucht gekauft, zum Beispiel einen Airbag-Rucksack, meine Steigeisen und den Pickel.

Die Skitourenhose habe ich von meinem Vater übernommen und ein paar Sachen meiner Ausrüstung habe ich auch repariert. Einer meiner Skitourenstöcke war gebrochen – dafür habe ich von meinem Freund Ben ein Ersatzteil bekommen, so haben wir aus zwei kaputten Stöcken wieder einen Funktionierenden gemacht.

Die Skibrille ist die alte Skibrille meines Bruders. Irgendwann hat sich der Schaumstoff gelöst, ich habe diese daraufhin repariert. Kraftkleber hat zwar nicht gehalten, aber mit doppelseitigem Klebeband konnte man sie wieder fixieren. Wobei es hier wahrscheinlich doch bald mal eine Neue sein darf.

Für Viele ist das Gepäck ein großes Fragezeichen. Auch ich hatte kein Boardbag und ohne dem kann man Ski und/oder Snowboard nicht auf eine so lange Reise mitnehmen. Von Rachel aus dem POW Netzwerk habe ich mir ein Boardbag geliehen, so musste ich mir kein Eigenes kaufen. Sharing is caring! Abgeholt habe ich das Boardbag in München übrigens mit dem Lastenrad.

Ernähre dich (klima-)-gesund

Neben dem Verkehr ist vor allem die Produktion tierischer Lebensmittel für einen Großteil der CO2-Emissionen verantwortlich.

In Norwegen war es für Maxi nicht ganz so einfach darauf zu verzichten: Aber egal was man einpackt, auf dem Gipfel schmeckt alles gut. Auf Skitour freue ich mich immer sehr auf die Gipfelbrotzeit. Meinen Fleischkonsum habe ich grundsätzlich schon stark reduziert. Ich selbst kaufe eigentlich gar kein Fleisch mehr und esse dieses als Ausnahme, wenn ich eingeladen bin oder mal in Restaurants.

In Norwegen habe ich dann aber doch mehr Fleisch und Fisch als üblich gegessen, denn in unserem Ferienhaus haben wir viel gemeinsam gekocht. Da meine finnischen Freunde mehr Fleisch und Fisch essen als ich, habe ich natürlich auch mehr davon konsumiert.

Aber auch das ist ok, es geht hier nicht darum, alles richtig zu machen. Ein weiteres POW Motto: Imperfect advocacy. Jeder Schritt in die richtige Richtung zählt.

Mittlerweile ist es Frühling geworden. Auf den Straßen liegt jetzt kein Schnee mehr. Zeit, die Rückreise anzutreten.

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Rückreise von Lyngen nach München mit dem Zug

Maxi beschreibt uns auch die Rückreise: Nach circa 14 Tagen mache ich mich auf den Rückweg. Vom Ferienhaus geht man nur eine Minute zu Fuß zur Bushaltestelle. Dort steige ich ein und fahre bis Nordkjosbotn. Unser Bus hat leider Verspätung. Der Anschlussbus fährt gerade weg, als wir an der Bushaltestelle ankommen. Glücklicherweise ist unser Busfahrer super nett: Obwohl er bereits Feierabend hat, fährt er dem anderen Bus einfach hinterher, sodass zwei weitere Fahrgäste und ich an der nächsten Station umsteigen können.

In Narvik angekommen, muss ich noch eine Nacht im Hotel übernachten, da der Zug erst am nächsten Tag fährt. Hier sind die Fahrpläne leider nicht ganz aufeinander abgestimmt. Von Narvik aus fährt der Zug über Nacht wieder 18 Stunden zurück nach Stockholm. Den Stockholmer Bahnhof kenne ich mittlerweile schon ganz gut und finde auf Anhieb die Schließfächer für die Ski.

Nach einigen Stunden Aufenthalt geht es weiter mit dem Nachtzug bis nach Berlin. Dort besuche ich einen Freund und mache noch einmal zwei Tage „Urlaub nach dem Urlaub“. Von Berlin aus fahre ich mit dem ICE nach München und vom Hauptbahnhof mit der U-Bahn nach Trudering. Jetzt sind es nur noch fünf Minuten zu Fuß bis nach Hause.

Fazit: Insgesamt war ich drei Wochen unterwegs; davon zwei Wochen lang in Lyngen und je eine halbe Woche An- und Abreise. Ich habe über 6.300 Kilometer mit dem ÖPNV zurückgelegt, die Städte Hamburg, Stockholm, Narvik und Berlin besucht und viele Freunde getroffen. Die Reise war zwar teurer und deutlich länger als mit dem Flugzeug, dafür habe ich aber auch viel mehr erlebt.

Titelbild: @hendrikmorkel unsplash

Habt auch ihr Reiseberichte von Zug- und Busreisen? Egal ob Winter oder Sommer, wir freuen uns auf eure Stories und Erfahrungsberichte. Teilt sie gerne mit uns.

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Rachel Pechholz

Rachel mag den Winter mehr als den Sommer und ist am liebsten mit Splitboard oder MTB in den Bergen. Egal zu welcher Jahreszeit macht sie beruflich Digital Marketing und interessiert sich für Themen wie Brands, Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Bei POW unterstützt sie daher seit 2019 im Marketing und Social Media, kreiert Kampagnen oder ist auf Events am Start.